Vor ein paar Tagen kam mir spontan eine Idee für eine kurze Bühnennummer. Morgens, kurz nach dem Aufstehen sah ich vor meinem inneren Auge wie Oskar an einem Notenständer und Notenblättern scheitert. Blätter fliegen durch die Gegend und fallen herunter, der Notenständer ist widerspenstig und viel zu klein. Und dann muss das Lied auch noch gesungen werden. Aber irgendwie ist der Text plötzlich ein anderer…
Ein paar Stunden später wurde aus der Idee eine wahrhaftige Bühnennummer vor Publikum. Ohne eine einzige Probe stand ich alleine auf der Bühne. Mein Ziel als Clown ein Lied zu singen, in dem die Wörter wild durcheinander gewirbelt wurden, hatte ich immer fest vor Augen.
Es war keineswegs eine Mutprobe, der ich mich gestellt habe. Ich bin in das kalte Wasser gesprungen und habe mir und meinen Fähigkeiten vertraut, ich war bei mir, ich war im Moment. Ich habe mich dem Moment hingegeben und war dadurch bereit zu scheitern. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Was, wenn ich tatsächlich gescheitert wäre? Wenn niemand gelacht hätte? Die Frage nach dem „Was wäre, wenn…?“ Nun, als Clown umarme ich das Scheitern und diese Frage existiert nicht wirklich in der Clownswelt. Aber auch als Spieler tue ich gut daran es dem Clown gleich zu tun.
Jeden Tag treffen wir Entscheidungen und wir stellen uns dabei oft die Frage, was für Konsequenzen unser Handeln hat. Oft ist das gut so, aber manchmal ist unser Gewissen so stark, dass wir aus Angst vor dem Scheitern nichts tun. Aber manchmal, wenn wir es schaffen uns wirklich frei zu machen von Wertungen und Erwartungen, dann wird der Mut etwas einfach zu machen belohnt. Es lohnt sich manchmal dem inneren Clown zu vertrauen. Nur, weil wir als Menschen eventuell scheitern könnten, ist es noch lange kein Grund, nicht ins kalte Wasser zu springen.

